Die Vorfreude ist gross. «Ich habe gehört, es gibt sogar Geld.» Wie viel wisse er aber nicht, sagt Nicolas Abbühl. Der 14-Jährige ist, wie auch sein Bruder Lukas (12), vom Radiovirus befallen. Gemeinsam mit 17 anderen Jungen und Mädchen sorgen die beiden beim Internetradio Radio Chico mit Sitz in Lützelflüh-Goldbach für ein abwechslungsreiches Programm.
Schwergewichtig haben sich die Jugendlichen im letzten Jahr mit dem Thema «Aussöhnung» beschäftigt. Nicht von ungefähr: «Die Foundation for Subjective Experience and Research (S.E.R.) mit Sitz in Nidau hat einen Wettbewerb zum UNO-Jahr der Versöhnung lanciert», erklärt Annemarie Koch, die Geschäftsführerin des Radios. Daran haben die Emmentaler teilgenommen, zusammen mit 156 Organisationen aus 22 Nationen. Die zwölf Besten, darunter Radio Chico, werden ausgezeichnet.
Musiker komponierte
In Strassenumfragen und Reportagen wollten die jungen Radiomacher erfahren, was die Leute unter dem Begriff «Aussöhnung» verstehen. Sie fragten etwa «Wie versöhnen Sie sich nach einem Streit?», oder «Was verstehen Sie unter Versöhnung?». Zudem haben sie eine Geschichte geschrieben, in der es um ein Tamilenmädchen geht, das sich in einen Jungen aus der Schweiz verliebt.
Sämtliches Material wurde gesammelt, die interessantesten Sequenzen wurden herausgesucht und auf eine CD gebrannt. Quasi als Sahnehäubchen komponierte der Musiker David Joss aus Bowil eigens dafür eine Hymne. Angefertigt für den Wettbewerb wurden schliesslich zwei CDs. «Eine haben wir in der Originalversion Deutsch und die andere auf Englisch produziert», sagt die Geschäftsleiterin.
Nicolas hat schon eine Idee, wofür man den gewonnenen Betrag verwenden könnte. «Neue Mikrofone wären nicht schlecht. Oder ein rotes On-Air-Licht für die Studiotüre.» Doch ob der Gewinn für die Wünsche ausreicht, ist fraglich: «Die Summe beträgt 600 Euro», weiss die Geschäftsleiterin.
Nicht wegen des Geldes
Obwohl das Radio auf Spendengelder und Sponsorenbeiträge angewiesen ist, steht bei diesem Projekt für Annemarie Koch das Geld nicht im Vordergrund. Sie sieht in der Auszeichnung viel mehr eine Wertschätzung an die Adresse der Jugendlichen. «Aussöhnung spielt nicht nur auf internationaler Ebene eine wichtige Rolle», meint die 62-Jährige, sondern auch in Familien und auf der persönlichen Ebene.
Der Preis verhilft dem Jugend- und Schulradio auch zu Popularität. Das Schweizer Fernsehen wurde dank der Auszeichnung auf Radio Chico aufmerksam und begleitet die Radiomacherinnen und Radiomacher in diesen Tagen mit der Kamera.
Neues Studio in Bern
Am Samstag nimmt Annemarie Koch zusammen mit dem Jugendteam den Preis im Berner Kursaal in Empfang. Dabei handelt es sich um keine Premiere: 2008 hat das Radio den Jugendförderpreis des Bärner Jugend-Tags in Höhe von 5000 Franken gewonnen.
Radio Chico gibt es seit drei Jahren. Gesendet wurde zuerst aus einem kleinen Studio in Langnau, 2009 zügelte Radio Chico nach Lützelflüh-Goldbach. Koch ist seit Beginn als Geschäftsführerin dabei. Ebenfalls mitgeholfen bei der Pionierarbeit hat ihr Sohn. Er hat sich jedoch vor rund eineinhalb Jahren beruflich anders orientiert. Annemarie Koch führt das Radio ehrenamtlich. Daneben arbeitet sie als Yogalehrerin. «Ich gebe die Kurse am Morgen und am Abend, und zwischendurch fahre ich von meinem Wohnort im Seeland nach Lützelflüh.» Und seit kurzem macht sie des Öfteren einen Zwischenhalt in Bern. Denn dort wurde kürzlich das Radio-Studio Bern eröffnet. (Berner Zeitung)
Erstellt: 03.08.2010, 10:24 Uhr
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